, Kuratli Jonas

Rücktritt von Cornelia Halbheer

Über Jahre hinweg war Cornelia Halbheer das Aushängeschild der LVW. Über die 200 Meter holte sie mehrere Schweizermeisterschafts-Medaillen, auch an internationalen Grossanlässen ist sie gestartet. Mitte Oktober hat Cornelia nun ihren Rücktritt bekannt gegeben.

Schon als Kind besuchte sie die LA-Schule der LV Winterthur, mit sieben Jahren bestritt sie ihren ersten Wettkampf am „schnällste Winterthurer“. „Ich war so langsam“, sagt Cornelia Halbheer und lacht. Es blieb aber nicht bei diesem einen Wettkampf. Nachdem die sie während rund 13 Jahren an Wettkämpfen teilgenommen hat, zu den besten Sprinterinnen der Schweiz gehörte, beendet Cornelia nun ihre Karriere. Den Rücktritt hat sie Mitte Oktober auf Instagram bekannt gegeben. „Ich habe mir immer gesagt, ich höre auf, wenn ich keine Lust mehr habe“, sagt die 30-Jährige. Obwohl sie das Training liebte, erzählt Cornelia, sei sie nun bereit für einen neuen Lebensabschnitt. Die Entscheidung den Rücktritt zu geben, fällte sie auf ihrer Reise durch Südostasien. „Zuhause wäre es schwieriger gewesen, meinen Rücktritt zu verkünden“, sagt sie. Auch wenn Cornelia nun nicht mehr täglich trainiert, an internationalen Wettkämpfen teilnimmt, konnte sie ihre Laufschuhe nicht zuhause lassen. „Bis jetzt habe ich erst einige Workouts im Hotelzimmer gemacht“, sagt sie und lacht. Für längere Trainings bliebe ihr keine Zeit. Aber das mache auch nichts aus: „Ich geniesse es gerade, einmal nicht viel Sport zu treiben.“

„Es gab immer schnellere“

Noch diesen Sommer trainiert Cornelia täglich, richtet sich nach ihrem Trainingsplan und bestreitet fast jedes Wochenende Wettkämpfe. Im Training war sie immer motiviert: „Ins Training stehe ich leichter auf als zur Arbeit“, sagt sie. Zu verdanken hat dies Cornelia ihrem langjährigen Coach Pal, der sie seit dem Jahr 2007 ohne Unterbruch trainiert hat. „Auch wenn wir viel über den Trainingsplan diskutierten, hatten wir ein sehr gutes Verhältnis“, sagt Cornelia und führt aus: „Pal hat mich zu meinem Erfolg gebracht.“ Zuerst noch 7-Kampf trainiert, spezialisierte sich Cornelia erst mit 19 Jahren auf die Sprintdisziplinen 100 Meter und 200 Meter. Wie sie sagt, sei sie kein Sprinttalent gewesen. „Es gab immer schnellere“, erinnert sie sich zurück. Ihr Fleiss zahlte sich aber aus: Noch während sie Mehrkämpferin ist, holt die damals 17-Jährige mit der 4x100 Meter Staffel an den „Youth Olympic Games“ in Tampere überraschend Gold. „Das war mein erster internationaler Wettkampf.“

Fünf Jahre in Folge aufs SM-Podest

Cornelias Erfolgswelle ging vorerst auf nationaler Ebene weiter: 2010 lief sie an den Schweizermeisterschaften (SM) über 200 Meter auf den 3. Rang.  An der Hallen SM 2014 zahlten sich dann die intensiven Mehrkampftrainings aus: Cornelia holt sich die Bronzemedaille im Weitsprung. Noch im selben Jahr konnte sie auch ihren ersten U23-Schweizermeistertitel über die 200 Meter feiern. Ab 2017 lief Cornelia fünf Jahre in Folge aufs SM-Freiluft-Podest. Oft musste sie sich von ihren starken Kolleginnen und Weltklasseathletinnen Mujinga Kambundji oder Sarah Atcho geschlagen geben. 2017 wird Cornelia Dritte, die Zeit – eine Glanzleistung. Ihre persönliche Bestleistung drückte sie aber erst  ein Jahr später auf die hervorragende Zeit von 23,12 hinunter. Somit feierte sie nicht nur eine neue persönliche Bestleistung, sondern holte sich gleich auch den Schweizermeistertitel. „Die Goldmedaille an der SM in Zofingen bedeutet mir viel“, sagt die Sprinterin. Auch 2019 und 2020 stand sie erneut auf dem 200-Meter Podest: 2019 erreichte sie den dritten, ein Jahr darauf den zweiten Rang. Ein krönender Abschluss ihrer SM-Erfolge war dann das Jahr 2021, wo Cornelia noch einmal einen Schweizermeistertitel mit nachhause gebracht hat. Wie Cornelia sagt, seien Wettkämpfe für sie immer ein Motivationsfaktor gewesen. „So hatte ich immer ein Ziel vor Augen.“ Auch im Winter hatte Cornelia immer wieder an Indoor-Schweizermeisterschaften teilgenommen: Im Jahr 2019 versuchte sie sich in der Halle über die 400 Meter. Mit Erfolg: Sie lief mit 54.65 auf den dritten Rang. Ein Jahr später konnte sie über die 200 Meter gar die Goldmedaille an sich reissen und feierte somit einen weiteren Titel. Auch wenn Cornelia alle Gegnerinnen hinter sich lassen konnte – an die Zeit von 2017 läuft sie nicht mehr heran. Im vergangenen Winter dann, beendete Cornelia die letzte Wintersaison ihrer Karriere mit einer Silbermedaille. Gar international hat sie sich für mehrere Grossanlässe qualifiziert: 2016 lief Cornelia an den Europameisterschaften in Amsterdam (Niederlande), 2017 reiste sie an die Weltmeisterschaften in London und flog noch im selben Jahr an die Sommer-Universiade in Taipeh (Taiwan). Ein Jahr später qualifizierte sie sich für die Europameisterschaften in Berlin. Auch in der Schweizer Staffel durfte Cornelia international immer wieder mitlaufen. 2019 gewann sie mit der 4x100 Staffel an der Team EM in Bydgoszcz (Polen) die Goldmedaille. An der Hallen EM in Glasgow verpasste sie mit der 4x400 Meter Staffel nur knapp das Podest.

Das Aushängeschild der LVW

Nicht nur an Einzelwettkämpfen war Cornelia erfolgreich, auch für den LVW holte sie an Vereinswettkämpfen viele wertvolle Punkte. Auch wenn Cornelia nicht mehr ihr ganzes Leben dem Sport widmen will, werde sie weiterhin an den Vereinsmeisterschaften für die LVW starten. «Am liebsten würde ich mich im Weitsprung versuchen», sagt sie und schmunzelt. Abgesehen vom Sport, den Trainings und den Wettkämpfen werde sie einiges vermissen, so die Sprinterin. «Die Trainingslager oder das Kaffeetrinken vor den Wettkämpfen waren immer ein Highlight für mich.» Nachdem Cornelia nun fast täglich auf dem Deutweg zu sehen war, möchte sie nun ihr Wissen weitergeben. «Vielleicht besuche ich bald eine Trainerausbildung», sagt sie. Zu weit in die Zukunft möchte Cornelia aber noch nicht blicken: «Jetzt steige ich erst einmal in den Flieger nach Langkawi. Wann ich genau nachhause komme, das weiss ich noch nicht.»